Johannes Jakob Blank, Pfarrer von 1902 - 1915
Die (politische) Gemeinde Hagenbüchach entschied Anfang 2013, einen Straßenzug im Neubaugebiet „Hausäcker“ am östlichen Ortsrand nach Johannes Jakob Blank zu benennen. Der „Pfarrer-Blank-Weg“ erinnert seitdem an den Kirchenmann, der von 1902 bis 1915 den Kirchengemeinden in Hagenbüchach und Kirchfembach voran stand. In dieser Zeit veröffentlichte Blank zwei Chroniken über die Orte in den Kirchengemeinden, in denen er die Geschichte der Ortsteile von deren Gründung bis zur Gegenwart, also dem Beginn des 20. Jahrhunderts, darstellte. Grundlage waren umfangreiche und in der damaligen Zeit auch aufwendige Recherchen in Archiven der näheren Region. Die Chroniken sind noch heute Grundlage für Veranstaltungen der politischen und der kirchlichen Gemeinden, sei es die 850-Jahr-Feier von Hagenbüchach im Jahr 2008 oder die Vorbereitungen zum 300-jährigen Bestehen des Pfarramts im Jahr 2018.
Wer war Johannes Jakob Blank? Um mehr über den Pfarrer zu erfahren, haben wir Nachforschungen angestellt, die zu interessanten Erkenntnissen führten. Unsere Recherchen sind noch nicht abgeschlossen; wir ergänzen diesen Text daher immer wieder und sind für weitere Informationen sehr dankbar.
Lebenslauf
Blank wurde am 18. September 1865 als Sohn des Pfarrers Jakob Blank und Sabine (oder Johanna?) Fronmüller in Holzingen geboren. Von 1885 bis 1889 studierte er in Erlangen, bestand 1889 die Aufnahme- und drei Jahre später die Anstellungsprüfung. Am 17. November 1889 wurde er in Ansbach ordiniert.
Zunächst war er in Lohr als Vikar eingesetzt, wechselte zum 1. November 1891 nach Insingen, um dann ab 26. September 1892 im unterfränkischen Geroda seine erste Pfarrstelle anzutreten. Dort engagierte er sich auch als Vorsitzender des Eisenbahn-Comitees Brückenau-Kissingen.
Am 24. April 1902 übernahm er die Pfarrstelle in Hagenbüchach, wo er bis zum 29. Mai 1915 blieb. Seit 1909 war er Distriktschulinspektor, ab dem 10. Mai 1913 verwaltete er zudem die Pfarrstelle in Puschendorf im Nebenamt.
1915 wechselte er nach Marktbergel, wo er auch nach seinem Ruhestand 1935 wohnen blieb. Ab 1934 war er zudem Senior, also Vertrauensmann der Pfarrerschaft und Stellvertreter des Dekans im Pfarrkapitel Windsheim. Er starb am 26. März 1940 in Ottenhofen, einem Ortsteil von Marktbergel.
Stammbaum
Blanks Mutter Johanna (1838-1904) stammt aus der im mittelfränkischen Fürth sehr bekannten Familie Fronmüller und war seit 1864 mit Dekan Jakob Blank (1827-1894) verheiratet, von dem wir nur seine beruflichen Stationen in Holzingen, Insingen und Rothenburg o.d.T. kennen. Blanks Großvater mütterlicherseits, der Kaufmann und städtische Kassier Joachim Christoph Wilhelm Fronmüller (1787-1857), war wiederum seit 1825 mit Barbara Conradine Löhe (1799-1849) verheiratet. Deren Bruder und damit Blanks Großonkel war Johann Konrad Wilhelm Löhe (1808-1872), der als evangelischer Pfarrer wirkte und in Neuendettelsau die Diakonie gegründet hat. Überhaupt lassen sich in der Familie Blanks zahlreiche Verwandte feststellen, die als Theologen gewirkt haben.
Blank war mit seiner Frau Margarete (1870 – 1955) verheiratet und hatte mindestens dreizehn Kinder. Denn in Hagenbüchachern Kirchenbüchern sind die Taufen von Johanna (1903), Christina (1904), Marianne (1905), Hans (1906) und Christian (1909) vermerkt. Damals wurde auch festgehalten, das wievielte Kind der Familie jeweils getauft wurde.
Inzwischen haben sich Verwandte von Pfarrer Blank gemeldet. Von ihnen wissen wir mehr über den Stammbaum und insbesondere über die übrigen Kinder unseres Pfarrers. So starben leider Zwillinge (1900) bei der Geburt. Sein erster Sohn Leonhardt (1893 - 1944) war später Pfarrer in Obernzenn und Baiersdorf und feierte 1907 seine Konfirmation in Hagenbüchach. Es folgten Karl (1894 - 1917), Eleonore (1895 - 1918), Georg (1897 - 1917), Heinrich (1898 - 1958) und Wilhelm (1902 - 1932).
Sein Bruder Wilhelm Blank war Konditormeister in Rothenburg ob der Tauber. Ein weiterer Bruder, Georg, lebte als Oberlehrer in Nürnberg. Daneben hatte Blank eine Schwester Eleonore (1870 - 1955), die mit Pfarrer Christian Rieger verheiratet war.
Literarisches Vermächtnis
In Hagenbüchach sind insbesondere die beiden Teile der Hagenbüchacher Chronik bekannt, in denen Blank die Geschichte der Orte in den beiden Kirchengemeinden seit deren Gründung bis hin zur Neuzeit, also der Wende zum 20. Jahrhundert, niederschrieb. Hierzu musste Blank umfangreiche Heimatforschung betreiben; Quellenverweise belegen Recherchen in verschiedensten Archiven der Region.Auch in anderen Kirchengemeinden, in denen er eingesetzt war, hat Blank Chroniken veröffentlicht. Eine überlieferte Rede, die er 1912 anlässlich des 75-jährigen Bestehens des Pfarrwaisenhauses in Windsbach gehalten hat, belegt ebenfalls, dass Blank literarisch begabt war - die Rede war in Reimform abgefasst.
Blank verfasste aber auch Romane, die auf einem realen Hinweis, den er bei seinen Recherchen gefunden hatte, basieren und eine (wohl eher fiktive) Geschichte dazu erzählen. Ein Eintrag im Sterbematrikel der Pfarrei Emskirchen vom 8.12.1587 über Margareta Kuhr war Grundlage für das Büchlein „Die Hexe von Emskirchen“, in der Blank die Geschichte einer unglücklich als Hexe verurteilten und auf dem Scheiterhaufen hingerichteten Emskirchnerin schildert. Auffällig an dem kleinen Roman ist, dass Blank in der Geschichte einen Diakon auftreten lässt, der die Hexenverbrennung als theologisch nicht vertretbar sowie Inquisition und Folter als ungerecht verurteilt. Neben der eigentlichen Erzählung über das Schicksal der Margareta Kuhr hebt Blank also auch den moralischen Zeigefinger.
In Marktbergel entstand ein Heimatroman, der in der Region zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges spielt. Blank baut die Geschichte anhand einer Gravur des Abendmahlkelchs der dortigen Kirchengemeinde auf.
Engagement im Nationalsozialismus
Das Engagement Blanks für den Nationalsozialismus bleibt unklar. Kittel berichtet von einer Quelle im Stadtarchiv Bad Windsheim, wonach „in Gallmersgarten ‚unser langjähriger Ortspfarrer und weithin bekannter Heimatforscher Johannes Blank’ von der NSDAP mit der Gründung einer Ortsgruppe beauftragt“ wurde. Die Nationalsozialisten konnten demnach Ende der 20er Jahre in Westmittelfranken besonders auf die Unterstützung protestantischer Pfarrer zählen.
Rückfragen bei der Kirchengemeinde brachten keinen Aufschluss über ein Engagement Blanks für den Nationalsozialismus. Eine Mitgliedschaft bei den „Deutschen Christen“, ein der NSDAP nahestehender Zusammenschluss protestantischer Christen und insbesondere Pfarrer, kann nach Auskunft des Landeskirchlichen Archivs jedenfalls ausgeschlossen werden.