Auftanken

Kreuz

Derzeit haben viele das Gefühl, sie müssten mal wieder auftanken. Sich etwas Gutes tun. Entspannen. Die Seele baumeln lassen. Es war doch eine sehr lange Zeit sehr anstrengend mit der Beachtung der ganzen Coronavorschriften, den Einschränkungen und den sehr eingeschränkten Kontakten. Auch viele kleine Möglichkeiten des Auftankens wie ein Essen beim Italiener, das gemeinsame Sitzen bei einem Bier oder die kleine Fahrradtour mit anschließender Einkehr mit Freunden waren nicht möglich.

Um aufzutanken, muss niemand nach Mallorca fliegen, aber das tägliche Tun und Machen muss dazu schon unterbrochen werden. Das kann dadurch geschehen, dass ich mich auf den Weg mache und eine Fahrradtour unternehme oder am Sonntagmorgen in die Kirche gehe. Ich verlasse die vertraute Umgebung für eine Stunde oder einen Tag. Ich sehe oder höre etwas anderes, etwas Neues, das mich neu beflügelt und mein seelisches Gleichgewicht wieder herstellt. Ich tanke auf. Ein längerer Urlaub ist zwar besonders schön, aber wenn das nicht möglich ist, dann helfen auch schon kleine Auszeiten, um wieder ins Gleichgewicht zukommen.

Auch Jesus hat sich solche Zeiten des Rückzugs immer wieder genommen. Hat den üblichen Trubel und die Jünger zurückgelassen und hat sich allein zurückgezogen, um Ruhe zu haben und zu beten (vgl. Markus 1,35, Lukas 5,12 oder 6,12). Jesus hat dadurch wieder „aufgetankt“, seine Akkus durch den Rückzug wieder gefüllt und durch das Gebet zu Gott wieder Kraft gesammelt.

Ein schönes Kinderbuch von Nicholas Allan mit dem Titel „Jesus nimmt frei“ zeigt Jesus beim „Auftanken“, zeigt ihn beim Schwimmen und Reiten. Als Jesus dann zu Gott betet und ihn ein schlechtes Gewissen plagt wegen des verlorenen Tages, an dem er keinem anderen Menschen geholfen hat, lautet Gottes Antwort: „Nur wenn du selbst froh bist, kannst du auch andere froh machen.“

Ich denke, was für Jesus gilt, gilt für uns erst recht. Wer sich ausgebrannt und leer fühlt, der kann anderen keine Hilfe sein. Wer niedergeschlagen und kraftlos ist, kann anderen nicht beistehen. Deswegen ist mein Wunsch an uns alle: Nutzen wir diesen Sommer zum Auftanken unserer Seele. Ob beim Waldspaziergang oder beim Abendgebet, beim Ausritt oder im Biergarten, beim Singen oder Schwimmen: Lasst uns auftanken und uns neu über unser Leben freuen, das Gott uns geschenkt hat!

Ihre Pfarrerin Monika Bogendörfer