„Ich glaube, hilf meinem Unglauben!“

Gedanken zur Jahreslosung

Letzte Woche auf einem interessanten Vortrag zum Thema „Motivation“ sagte der Referent: „Wir Menschen sind doch immer sehr ambivalent in unseren Gefühlen. Selbst vor dem Traualtar ist sich keiner zu hundert Prozent sicher. Natürlich heiratet nur, wer darauf vertraut, dass es gut geht, aber so ein Restzweifel bleibt.“ Stimmt, dachte ich mir da sofort, ich kann mich noch genau an meine Zweifel erinnern.

Ein Restzweifel - bei Josef war es damals wohl mehr als nur so ein kleiner Rest an Zweifeln, als Maria, seine Verlobte ihm erzählte, dass sie vom heiligen Geist schwanger sei. Da ging dem Josef so einiges durch den Kopf. Das Matthäusevangelium berichtet, dass Josef Maria verlassen wollte (Mt 1,18ff.).

Gott musste einen Engel zu Josef schicken, damit Josef Marias Geschichte glauben konnte. Nur Gott selbst vermochte es, die Zweifel auszulöschen und Josef wieder Vertrauen und Glauben finden zu lassen. Glauben zu können ist nicht allein meine Entscheidung. Glauben zu können ist immer auch ein Geschenk Gottes.

„Ich glaube, hilf meinem Unglauben!“ (Mk 9,24) ruft deswegen auch der verzweifelte Vater eines an Epilepsie erkrankten Jungen. Er hat seinen Jungen zu Jesus geschleppt, damit dieser ihn heile. Was hat dieser Vater nicht schon alles versucht. Er hat seinen Jungen sogar schon in Feuer und ins Wasser geworfen. Er hat also schon versucht, das Kind umzubringen, nur damit dieses Leid, dieses Elend endlich vorbei wäre. Der Junge fällt von Kindheit an immer wieder plötzlich auf die Erde, wird starr, hat Schaum vor dem Mund… Es ist einfach nur schrecklich das mit ansehen zu müssen. Deshalb wendet sich der Vater an Jesus: „Wenn du aber etwas kannst, so erbarme dich unser und hilf uns!“ Was für ein Ausdruck der Sehnsucht und Unsicherheit zugleich. „Alle Dinge sind möglich dem, der glaubt“ antwortet Jesus ihm. Der Vater des kranken Jungen merkt, so einen großen Glauben, soviel Vertrauen hat er nicht mehr. Er hat schon so viel versucht und nichts hat seinem Kind geholfen, andererseits aber will er auch nicht aufgeben. Ein Stück weit hofft und glaubt er ja immer noch und so ruft er: „Ich glaube!“ und bittet zugleich „Hilf meinem Unglauben.“

„Ich glaube, hilf meinem Unglauben!“ – ein kurzes Gebet, in dem wir uns mit unserer inneren Zerrissenheit, unseren ambivalenten Gefühlen wiederfinden können. Wie der verzweifelte Vater brauchen wir immer wieder neu Gottes Zuwendung, damit unser Glaube wachsen kann. Wir brauchen Gottes Nähe. Wir brauchen Gott unter uns, damit unsere Zweifel verstummen. Wir brauchen das Kind in der Krippe, damit wir wieder entdecken, wie sehr Gott uns liebt.

Fröhliche Weihnachten, ein gesegnetes Neues Jahr und einen Glauben mit dem alles möglich ist wünscht Ihnen

Ihre Monika Bogendörfer