Wasser ist Leben!

Wasserfall

Wer in unserer Gemeinde wohnt, kennt sie. Die Skulptur in der Mitte des großen Verkehrskreisels zwischen Diespeck und Neustadt: zwei riesige, silberne Hände, die einen Wassertropfen umschließen. Die Hände sind wie ein Trichter geöffnet und halten den großen blauen Tropfen.

Unabhängig vom eigentlichen Bezug zu dem fränkischen Getränkehersteller ein schönes Bild für die Jahreslosung, habe ich mir gedacht, als ich neulich auf meinem Weg nach Hagenbüchach wieder einmal an dieser Skulptur vorbeigefahren bin.

„Gott spricht: Ich wil l dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst.“

Es könnten menschliche Hände sein, die diesen großen blauen Wassertropfen quasi gerade „von Oben“ bekommen haben und vorsichtig aufnehmen. Sie umschließen das Geschenk zärtlich und wollen das Wertvolle nicht gleich zerstören. Vielleicht betrachten sie den Tropfen nur, vielleicht wollen sie ihn sogar herumzeigen: „Schaut her, ich hab gerade etwas Tolles bekommen. Ich habe das bekommen, was ich mir so sehr gewünscht hab. Richtig gesehnt hab ich mich danach: wie ein Durstiger sich nach Wasser sehnt!“

Schon klar, dass sich der Durstige nach Wasser sehnt. Doch Gott gibt nicht einfach nur Wasser: „Gott spricht: Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst.“ Was für ein schönes Bild: lebendiges Wasser. Da bewegt sich was, da tut sich was, da setzt das Wasser etwas in Gang. Das klingt gehaltvoll – ja geradezu lebensverändernd.

Das Bild unserer Jahreslosung vom Durstigen, der sich nach Wasser sehnt, ist ein Bild für unsere Sehnsüchte, die ganz tief in uns drin sind. Wir sind durstige Menschen – Menschen voller Sehnsucht. Und Gottes Antwort auf unsere Sehnsucht ist lebendiges Wasser. Und dieses Wasser ist deshalb so eine lebendige und lebensverändernde Antwort, weil es aus dieser besonderen Quelle kommt: Von Gott selbst.

In Gott bzw. in Jesus Christus verbinden sich die Vollkommenheit Gottes und die Sehnsucht des Menschen. Jesus ist deshalb so besonders, weil er beides ist: Wahrer Mensch mit allen Sehnsüchten und Wünschen und gleichzeitig wahrer Gott mit aller Erfüllung und Vollkommenheit.

Gott verheißt uns also mit der Jahreslosung für dieses Jahr, dass er uns Menschen voller Sehnsucht immer wieder Erfüllung dieser Sehnsüchte geben wird.

Das heißt, es soll immer wieder Momente „lebendigen Wassers“ für uns geben. Lebendige Momente, in denen wir unseren Durst bzw. unsere Sehnsüchte stillen können. Für mich war neulich so ein Moment, als ich mit meiner Frau und meinem Sohn zusammen spazieren gegangen bin.

Mein fast zweijähriger Sohn hatte meine Frau an der einen Hand und mich an der anderen. Ich hatte Zeit für meine Familie. Und das war er: ein ganz lebendiger Moment. Ein für mich vollkommener Moment ohne Sorgen mit meiner Familie, den ich da von Gott geschenkt bekommen habe.

Liebe Gemeinde, ich bin gespannt, welche lebendigen Momente Sie in diesem Jahr noch so für sich entdecken.

Und vielleicht überlegen Sie sich – wie ich – kurz, wenn Sie in diesem Jahr an der Skulptur mit den großen Händen und dem blauen Wassertropfen im Kreisverkehr vorbeifahren: „Welche lebendigen Momente kommen mir in den Sinn, die mir von Gott geschenkt geworden sind?“

Ihr Vikar Johannes Sichert